Restaurierung der Schlossinnenhof Fassade von Schloss Esterházy
In Sommer 2023 wurden die originalen Oberflächen der Südfassade des Innenhofes von Schloss Esterházy behutsam von zahlreichen Übertünchungen befreit.
Die Fassade stammt aus der Zeit um etwa 1665 und wird nun sorgfältig freigelegt und restauriert. Hierdurch soll die einzigartige Oberflächengestaltung des Prestigebaus von Paul Esterházy (1635–1713) wieder sichtbar gemacht und dem ursprünglichen Konzept der Fassadengestaltung Filiberto Luccheses Rechnung getragen werden. Lucchese war ein Meister des Spiels mit Fassadenstrukturen und Fassadentexturen, bei denen sich glatte und raue Elemente abwechselten. Solche verwobenen, vibrierenden Putztexturen zeigten sich bereits an der Fassade des einstigen freistehenden Festsaales beim Schloss von Graf Franz III. Nádasdy in Deutschkreutz. Der Großteil des Erscheinungsbildes von Schloss Esterházy ist nach wie vor von der Gestaltung der 1660er-Jahre geprägt. Es zählt zu jenen barocken Architekturjuwelen mit besonderer Fassadengestaltung und einem grandiosen Gesamtkonzept, das zwischen italienischer Leichtigkeit und magyarisch-politischem Programm oszilliert.
Fassadenstruktur und Farbgebung
Das System der Fassadengestaltung wurde im Schlosshof von der repräsentativen Hauptfassade übernommen, ebenso die Farbgebung in Hellgrau an den strukturierenden Gliederungselementen. Weiß als auflockerndes, akzentuierendes Element und auch das Spiel mit rauen und glatten Flächen findet sich an der Hoffassade wieder. Das entscheidende Unterscheidungsmerkmal zur Hauptfassade ist allerdings die Nullfläche. Ihr Feinputz war zwar wieder mit inkrustierten Kieselsteinen und Schlackenstücken versetzt, allerdings war sie mit Smalte* durchgefärbt worden, wodurch ein blaugrauer Farbeindruck entstand. Diese dezente Farbigkeit bildete mit den eingedrückten Kieseln und Schlackenstücken eine harmonische Lebendigkeit in der Struktur.
*Smalte ist bereits seit dem Altertum bekannt und hatte verschiedenste Verwendungen im Bereich Architektur, Glas, Keramik und Malerei. Der Vorteil von Smalte ist die gute Lichtbeständigkeit sowie die hohe Beständigkeit gegen Säuren. Nachdem die Azurminen in Ungarn ab Anfang des 17. Jahrhunderts von den vorrückenden Türken besetzt waren, gewann Smalte sehr an Bedeutung, um die Farbe Blau aus diesen Minen zu ersetzen.
Maskarone – Zierfratzen
Die Maskarone an den Fassaden des Innenhofes führte Stuckateur Andrea Bertinalli ab 1667 aus. Sie sind jedoch nicht nur in der Gebälkzone präsent, sondern auch im Übergangsbereich vom Erdgeschoss zum Piano nobile. Sie tragen hier, näher an den Betrachter herangerückt, mit ihren karikaturistischen Zügen zum heiteren, unbeschwerten visuellen Eindruck des Schlosshofes bei. Maskarone dienten durch die Position an der Fassade häufig zur Abwehr von Unheil. Diese Wirkung ist hier jedoch durch die augenzwinkernde Darstellung und die Verbindung mit Festonelementen in der Gebälkzone gebrochen und wird einer positiven Deutung zugeführt.
An der Fassade und den drei Dachgaupen wurden die folgenden, konkreten Arbeiten umgesetzt:
- Freilegung, Festigung und Ergänzung des historischen Rieselputzes. Der Grundputz ist hier im Original mit Smalte blau (einem gemahlenen, furchtbar teurem Kobaltglas) eingefärbt, was im Zusammenspiel mit den Einstreuern aus Kieseln und Schlacketeilen zur Folge hat, dass die Fassade aus verschiedenen Blickwinkeln und unter verschiedenen Sonneneinfallswinkeln die Farbe ändert
- Die „glatten“ Putzteile wurden überarbeitet und frisch im Originalfarbton grau und weiß gestrichen
- Die Steinteile wurden ebenso saniert und frisch gefasst
- Die Konsolgesimse wurden von Grund auf saniert und erneuert
- Das Wappen wurde saniert und neu vergoldet
- Maskaronen und florale Zierteile wurden von alten Farbschichten befreit und neu gefasst
- Als einziges Zugeständnis an die Moderne wurden – in Absprache mit dem BDA – vorspringende Bauteile mit einer Bleiabdeckung als Schutz für die feuchtkalten Winter und die Verschmutzung durch Vögel belegt
Im Jahr 2012 wurde bereits die erste Westseite des Innenhofs restauriert. In den kommenden Jahren werden die letzten beiden Seiten von den Übertünchungen befreit.